Statt sozialistischer und liberalistischer Utopien: Zeit für nationalen Realismus! (Bildmontage: WIR)
Mythos Sozialismus und Freiheit des Arbeiters
Friedrich August von Hayek, Wirtschaftswissenschaftler von Rang und einer der bedeutendsten Vertreter der sog. Österreichischen Schule, gilt vielen Zeitgenossen als „Neoliberaler“. Dabei hat er schon in seinem 1944 erschienenen Werk „Der Weg zur Knechtschaft“ unter anderem auch auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die der Einzelne – auch und vor allem der Arbeiter – in einer sozialistischen Planwirtschaft hat und schlussendlich mit dem Verlust seiner Freiheit bezahlt.
In einer Planwirtschaft werden wirtschaftliche Entscheidungen von einer Planungsbehörde getroffen. Diese Behörde muss die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit lenken und daher auch über den Einsatz von Ressourcen zur Produktherstellung entscheiden. Eine wichtige Ressource ist natürlich die menschliche Arbeitskraft. Ohne sie lassen sich, trotz fortgeschrittener Mechanisierung, keine Güter herstellen. Über den Einsatz menschlicher Arbeitskraft, also Ort und Zeitpunkt, müsste folgerichtig ebenfalls die Planungsbehörde entscheiden. Eine freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl könnte es dabei nicht geben, denn die Ressource Mensch müsste dort eingesetzt werden, wo sie laut Plan benötigt würde. Für den Arbeiter bedeutet das, dass eine anonyme Behörde über seinen Beruf, die ihm zugewiesene Arbeit, den Lohn und seinen Arbeitsort entscheidet.
Planwirtschaft führt zur Abschaffung der Arbeitsplatzwahl
Die Behörde könnte gar nicht anders als jedem eine Tätigkeit und einen Arbeitsplatz zuzuweisen, ob es dem Betroffenen gefällt oder nicht. Wollte der Arbeiter die ihm zugewiesene Tätigkeit nicht machen, müsste er einen Antrag auf einen Jobwechsel stellen, über den dieselbe Planungsbehörde zu befinden hätte, die ihm seine bisherige Tätigkeit zugewiesen hat. Sich auf eigene Faust eine andere Arbeitsstelle zu suchen, ist in einer Planwirtschaft nicht möglich, denn der einzige Arbeitgeber ist der Staat in Gestalt seiner Planungsbehörde. Auch der Lohn wäre staatlich festgelegt. Leo Trotzki hat in seinem Werk „Verratene Revolution“ das Problem wie folgt formuliert: „In einem Lande, in dem der einzige Arbeitgeber der Staat ist, bedeutet Opposition langsamen Hungertod. An die Stelle des alten Grundsatzes „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, ist ein neuer getreten: „Wer nicht gehorcht, soll nicht essen.“
Mit Beruf und Arbeitsplatz wird indirekt auch über den Wohnort entschieden. Letzteres gilt erst recht, wenn die Planungsbehörde auch noch über die Wohnungsvergabe bestimmt, was sie tun müsste, wenn sie einen Arbeiter in eine Fabrik versetzt, die von seinem aktuellen Wohnort zu weit entfernt liegt. Denn dann wäre ein Umzug nötig und mit der Arbeitsplatzzuweisung müsste der Betroffene auch eine neue Wohnung erhalten. Die Planungsbehörde würde damit aber nicht nur über Arbeit und Wohnung entscheiden, sondern auch über das soziale Umfeld des Arbeiters, seine Freizeitgestaltung bis hin zu seinem Freundeskreis und Ehepartner, die ja auch vom Wohnort abhängen. Damit würde dem Einzelnen seine Stellung innerhalb der Gesellschaft komplett vom Staat zugewiesen und die Planungsbehörde müsste auch noch darüber befinden, ob der Betroffene überhaupt zu etwas taugt und wie viel er wert ist. Ein Einzelner der sich dagegen zur Wehr setzt, würde wahrscheinlich schon bald mit der Begründung dem „Gemeinwohl“ (was immer dies sein mag) zu schaden sanktioniert werden. Der Schritt bis zur Einrichtung von Lagern für Zwangsarbeit wäre dann ein sehr kurzer.
Freiheit für das Individuum in der Marktwirtschaft
In einer auf dem Wettbewerb beruhenden Gesellschaft steht und fällt die Bewegungsfreiheit des Einzelnen damit, dass dieser sich an jemand anderes wenden kann, wenn ein Wirtschaftsteilnehmer seine Bedürfnisse nicht befriedigen kann. In einer Planwirtschaft wäre jedoch die Planungsbehörde ein Monopolist, dem man nicht entrinnen kann und der praktische alle Menschen vollständig in seiner Gewalt hat. Die Behörde würde darüber entscheiden wessen Bedürfnisse auf welche Art befriedigt würden und wie die Güterverteilung vorzunehmen wäre. Sie könnte jederzeit, wie es ihr passte, die eine Empfängergruppe gegenüber einer anderen bevorzugen oder benachteiligen. Damit wären die Menschen im Endeffekt abhängig von der Privatmeinung eines Einzelnen, der darüber entscheidet, welche Personen welchen Lohn und welche Güter erhalten sollen und welche nicht. Selbst die eigene Tüchtigkeit würde einem aufstiegswilligen Arbeiter nichts nützen, wenn z.B. der Neid der Planer größer wäre, als die Leistung des Betroffenen. Nichteinmal über seinen Urlaub könnte der Arbeiter selbst entscheiden, denn auch dies würde von der Planungsbehörde übernommen, die ihm einen Platz in einem Ferienheim o.ä. zuweist, sofern er überhaupt einen bekommt.
Planwirtschaft: Weg in die Knechtschaft
Ein Arbeiter, der weder entscheiden kann, welchen Beruf er ausüben will, noch darüber an welchem Ort und zu welchem Lohn er arbeitet, der sich seinen Wohnort nicht wählen darf, der möglicherweise auch noch gewisse Güter zugewiesen bekommt (z.B. eine Wohnung, Ferienplätze oder ein Auto), sofern er sie überhaupt erhält, wird schon bald ein großes Maß an Unzufriedenheit empfinden. Diese Unzufriedenheit wird sich natürlich gegen den Verursacher richten, also gegen die Planungsbehörde und damit gegen den sozialistischen Staat. Dennoch hätte der Einzelne gegen eine allmächtige Planungsbehörde keine Chance. Die einzige Möglichkeit seine Lage zu verbessern bestünde für ihn darin selbst Teil der Planwirtschaft zu werden. Aber Verbesserungen eines Einzelnen oder einer Gruppe können auch in einer Planwirtschaft nur zu Lasten anderer gehen. Das Resultat wäre eine Planungsbehörde, die nur damit beschäftigt wäre die Lebenssituation ihrer eigenen Mitarbeiter zu verbessern, während alle übrigen die Leidtragenden wären. Diesen bliebe dann nichts anderes übrig als sich das Wohlwollen der Behörde durch Bestechung zu erkaufen. Es wäre dann nur eine Frage der Zeit bis eine solche Behörde in Korruption versinkt. Um das wenigstens zu verlangsamen, wäre die Einführung von drastischen Strafen notwendig – bis hin zur Prügelstrafe.
Planwirtschaft und Sozialismus sind ineffizient
Eine Behörde die Entscheidungen treffen muss, die derart weit in das Leben der Menschen hineinreichen, wie das bei einer Planungsbehörde in einer Planwirtschaft der Fall ist, ist vor Fehlentscheidungen und Willkür nicht gefeit – erst recht, wenn auch noch Korruption ins Spiel kommt. Um sich jedoch der Loyalität der Bevölkerung zu versichern, müsste sie ihre teils recht abenteuerlichen Entscheide rechtfertigen. Am besten wäre es natürlich, wenn der Plan als über jede Kritik erhaben und als unantastbar dargestellt würde. Damit ist man dann aber nur noch um Haaresbreite von der Schaffung eines religiösen Mythos entfernt, der natürlich auch den Einsatz unpopulärer Mittel rechtfertigt. Kritik unter Strafe zu stellen ist dabei erst der Anfang. Der Arbeiter (und nicht nur er) dürfte folglich auch keine Kritik mehr an den herrschenden Zuständen üben. Selbst ehrlich gemeinte Verbesserungsvorschläge könnten schon als „subversive Untergrabung der Arbeitsmoral“ angesehen werden.
Nebenbei bemerkt wären aber nicht nur für die Arbeiter, sondern auch für andere gesellschaftliche Gruppen die Folgen fatal, z.B. für Wissenschaftler. Unabhängige Forschung und Wissenschaft würde unmöglich, denn es könnte ja sein, dass deren Ergebnisse nicht mit der offiziellen Lehre übereinstimmen. Am Ende müssen dann nicht nur die Arbeiter, sondern auch alle wissenschaftlichen Aktivitäten dem Staatsziel dienen.
Der Schoß ist fruchtbar noch….
Selbst in einem marktwirtschaftlich organisierten System können sozialistische Parteien großen Schaden anrichten, denn es ist bei ihnen üblich die wirtschaftliche Lage ihrer Wählerclientèle durch Subventionen oder andere Förderungen zu verbessern, um an der Macht zu bleiben. Den eigenen Unterstützern wird somit größtmögliche Sicherheit gewährt, während die übrigen die Lasten zu tragen haben. Wer als Anhänger einer sozialistischen Partei daraus aber schlussfolgert, dass seine Partei ihn in einer Planwirtschaft weiterhin unterstützen würde, sei darauf hingewiesen, dass dieser Trick nicht mehr funktioniert, wenn – wie in einer Planwirtschaft – alle unterstützt werden sollen. In einem Arbeiter- und Bauernstaat gibt es nun mal keine Kapitalisten mehr, zu deren Lasten die Unterstützung ersterer erfolgen könnte. Damit setzen dann die Verteilungskämpfe ein. Gleichzeitig aber wird eines der großen Argumente für die Planwirtschaft – wirtschaftliche Sicherheit – ad absurdum geführt. Die Folge ist, dass ein Arbeiter auch in einer Planwirtschaft nicht mehr wirtschaftliche Sicherheit hat, als in einer Marktwirtschaft, selbst wenn ihm sein Arbeitsplatz garantiert ist. Dieser nützt ihm nämlich gar nichts, wenn über die Zuteilung der lebensnotwendigen Güter jemand entscheidet, auf den der einzelne Arbeiter so gut wie keinen Einfluss hat und der – zumindest theoretisch – jederzeit seinen Untergang beschließen könnte (z.B. durch Entzug der Güter).Friedrich August von Hayek wusste dies alles schon in den 1940er Jahren.