WIR wissen: Rechte saufen, Linke kiffen! Bierduell: Georg Mühlberg, Public Domain, Wikimedia Commons)

Gedankensplitter (#43)

Guten Tag und herzlich willkommen zu diesem 43. Gedankensplitter, dem Kurzpodcast auf Fragen zur Zeit. Wir debattieren mal wieder über rechte Elitenbildung. Jedenfalls auf Twitter. Und da ist es dieses Mal aus einigen rausgeplatzt, ja was soll man denn machen, wenn es kein Geld dafür gibt? Und hinter diesem Ausruf steht ja ein tatsächliches Problem.

Man kann ja endlos über die Wünschbarkeit rechter Gegenkultur und Theoriebildung fantasieren und dann irgendwelche Orga-Charts aufstellen, in denen das rechte Lager dargestellt ist und da irgendwie Theorie und Gegenkultur dann ein Teil des rechten Lagers sind und so weiter und so fort. Die Realität ist… Die Rechte hat weder die Kulturinstitutionen, also weder die Theater, Kinos, Ausstellungen, noch die Universitäten in der Hand. Und das bedeutet schlichtweg, man hat nicht ansatzweise die Ressourcen, um Leute da in Lohn und Brot zu bringen. Damit unterscheiden sich diese vorpolitischen Räume übrigens fundamental von der Parteipolitik. Und das ist auch der Grund, aus dem Parteien in der rechten Szene eine viel zentralere Rolle haben als beim politischen Gegner.

Denn im Bereich der Parteien, da gibt es Parteienfinanzierung, da gibt es Abgeordnetenmandate und die werden einfach nach Stimmenanzahl verteilt. Das heißt, wenn eine rechte Partei Stimmen bekommt, dann erhält sie auch die entsprechenden Gelder. Bei den Parteistiftungen sieht das ja schon anders aus. Also die Desiderius-Erasmus-Stiftung der AfD hat meines Wissens nach bis heute keine staatlichen Fördergelder gesehen.

Aber die direkten Parteimittel, die stehen auch einer rechten Partei jetzt erst einmal zur Verfügung. Und damit kann eine rechte Partei tatsächlich mit den Parteien des Establishments in einer Liga spielen. Das gilt schon für alternative Medien nicht mehr. Und alternative Medien, und ich meine jetzt tatsächlich tagesaktuelle Medien, also sei das nun Compact, sei das Auf1 oder InfoDirect oder Junge Freiheit, die sind nicht auf derselben Stufe, haben nicht dieselben Möglichkeiten, die jetzt, sagen wir mal, ja nicht nur ARD und ZDF, sondern RTL, dem Spiegel, der Zeit oder auch der Bild-Zeitung, also in Privatbesitz befindlichen Mainstream-Medien, zur Verfügung stehen.

Und ganz schlecht sieht es natürlich im Bereich der Gegenkultur und der Theoriebildung aus. Im Bereich der Gegenkultur ist es ja so, nun KI hin oder her, Filme fallen weg, dafür fehlt einfach das Budget. Auch müssten die Filme, damit sie wieder eingespielt werden, ja von den Kinos gezeigt werden und nein, YouTube kann das alles nicht ersetzen.

Fürs Theater bräuchte man tatsächlich eben die Theater. Was bleibt, sind Literatur. Einen Verlag zu gründen, ist auch ein ordentlicher Aufwand, aber es ist prinzipiell auch aus einer oppositionellen Stellung heraus machbar. Und eben Kleinprojekte, vor allen Dingen im Bereich der bildenden Künste. Dann gibt es eben den Maler, Grafiker, der zum Beispiel auf einer rechten Messe dann sein Werk ausstellt und da auch irgendwo sein Auskommen hat. Und schließlich gibt es ja noch den Bereich, dem ich selber zugeordnet werde, den der Theoriebildung, wobei ich dieses Wort nicht so ganz mag. Ich präferiere da doch lieber den Ausdruck Wissenschaft. Denn Theorien kann man sich zu allem Möglichen bilden.

Wenn wir Wissenschaft sagen, dann steckt da doch ein gewisser Anspruch dahinter. Und wissenschaftlich ist es einfach so, dass rechte Wissenschaftler, vor allen Dingen rechte Sozialwissenschaftler, die Aasfresser der Mainstream-Wissenschaft sind. Man hat nicht die Kapazitäten, ernsthafte Forschungsprojekte selber durchzuführen, sondern man schaut sich dann an, was haben die Mainstream-Wissenschaften erforscht und ich glaube im besten Falle macht man dann auf die Aspekte und die Forschungsergebnisse aufmerksam, die zwar in den Mainstream-Institutionen produziert werden, aber dort aus politischen Gründen nicht sonderlich große Aufmerksamkeit erfahren. Das Paradebeispiel ist ja die ganze Humangenetik-Forschung. Ja, es gibt den einen oder anderen Humangenetiker, der dann rechts geworden ist, aber im Wesentlichen wird diese Forschungsarbeit ja in den Universitäten geleistet.

Und das hat einen sehr einfachen Grund, nämlich den, dass Wissenschaft immer ein Elfenbeinturm ist. Man kann nicht wissenschaftlich arbeiten, wenn man nicht mal für zwei Jahre lang oder drei Jahre nur Dinge veröffentlichen kann, die außer 20 Leuten niemanden interessieren. Und ja, ich denke, wir haben durchaus ein aufmerksames und durchaus interessiertes Publikum für politische Populärwissenschaft.

Nur wenn es dann tatsächlich um methodische Fragen geht, wenn es um die ganzen Bausteine geht, aus denen dann irgendeine spätere Theorie besteht, da kommt dieses Interesse schon an seine Grenzen und das ist auch völlig normal, das ist nicht nur verständlich, das muss im Endeffekt so sein, denn die Leute haben ja auch irgendwo noch ein Leben zu leben.

Die können jetzt nicht den lieben langen Tag damit verbringen, sich zu überlegen, welche Statistik nun stimmt, welche Berechnungsmethode richtig war, welches Modell stichhaltig ist und so weiter und so fort. Dafür gibt es ja Wissenschaftler, die dann auf irgendwelche Fachgebiete spezialisiert sind. Und das alles hat nun mal zur Folge, dass es eben keine Mosaikrechte gibt, sondern nur eine Partei und ihr Vorfeld. Und dass das Vorfeld am Ende auf die Partei ausgerichtet sein muss und die Partei nun mal der Wirkungsbereich dieses Vorfeldes ist. Man kann sich endlos und teilweise mit sehr guten Gründen über diverse rechte Parteien und Entwicklungen in ihnen echauffieren, das alles ändert nichts an der Tatsache, dass Parteien aus diesen strukturellen Gründen für rechte Politik viel zentraler sind als für die Politik des Mainstreams. Nehmen wir mal einen linken Universitätsprofessor und sagen wir, der kritisiert die SPD. Ja, das kann tatsächlich schlechte Auswirkungen auf seine Karriere haben, auch wenn es das der Theorie nach ja nicht sollte, aber prinzipiell ist er an seiner Universität.

Wie es mit seiner Karriere aussieht, darüber entscheidet die akademische Welt und die ist schon ein gutes Stück von der Parteipolitik getrennt. Wenn jetzt ein rechter Wissenschaftler, sagen wir mal, über die AfD vom Leder zieht, dann beleidigt er den einzig potenziellen, potenten Arbeitgeber. Das ist einfach so. Das ließe sich natürlich ändern, wenn man selbst diese Institutionen besetzt.

Aber das bedeutet natürlich, dass die Ausbildung rechter Wissenschaft, rechter Gegenkultur und so weiter die Folge, nicht die Ursache einer rechten Machtübernahme ist. Das heißt, so etwas könnte man machen, nachdem man an der politischen Macht ist. Und das zu tun, wäre ja nicht banal. Wir sehen ja durchaus seit etwa 10 Jahren immer wieder in der westlichen Welt rechte Regierungen, die genau das versäumen. Und sich dann wundern, dass der ganze Apparat, die Eliten usw. weiterhin links sind. Weil sie es versäumt haben, die linken Eliten mit rechten Eliten auszutauschen. Aber man muss sich auch vollkommen darüber im Klaren sein, wie das ausschaut. Und einen der mit gewissem Weltschmerz positiven Eindrücke, den ich aus dieser jüngsten Diskussion habe, ist der, dass immer mehr Leute hier einen klaren und nüchternen Blick haben und sich klar sind, dass das eben nicht bedeutet, dass man die ganzen Positionen im akademischen und Kulturbetrieb abschafft, sondern dass man sie mit den eigenen Leuten besetzt.

Natürlich kann und soll man Entbürokratisierung betreiben, allein der Effizienz willen, aber am Ende des Tages bedeutet eine rechte metapolitische Wende eben nicht, dass man die Universität von Heidelberg im Jahre 1850 wieder begründet, sondern dass man sich so eine Fakultät vornimmt, 20 kiffende Antifanten rausschmeißt und 20 saufende Burschenschaften einstellt. Und es wird eben bei weitem nicht jeder, der dann dort unterkommt, ein neuer Treitschke sein.

Es braucht wirklich diesen ganzen Unterbau, manche würden auch sagen Wasserkopf, an Positionen im akademischen Betrieb. Ohne den funktioniert es nicht. Und dass die Linken so erfolgreich sind, liegt eben daran, dass sie diesen Funktionärsapparat im metapolitischen Raum besetzt haben. Nun, wenn Sie dies unterhaltsam und oder lehrreich fanden, dann würde es mich sehr freuen, wenn Sie “Fragen zur Zeit” abonnieren.

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Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wir hören uns beim nächsten Mal.